Die Innbrücke mit Blick gegen Westen. Am südlichen Innufer neben der Brücke ist das Wartehäuschen der Station "Innbrücke" der Straßenbahn zu sehen.
Die Innbrücke mit Blick gegen Westen. Am südlichen Innufer neben der Brücke ist das Wartehäuschen der Station "Innbrücke" der Straßenbahn zu sehen.

Innsbruck vor 100 Jahren - März 1919

aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck von Tamara Spruck

3. März 1919
Ein Bild des Abscheus.
Ein betrunkenes Weib lag gestern abends im Wartehäuschen bei der Innbrücke; es begehrte von der herbeigerufenen Rettungsabteilung in die Landesgebäranstalt geschafft zu werden, dort wurde aber festgestellt, daß die Person dort nichts zu tun hatte. Das Frauenzimmer landete schließlich im städtischen Arreste.

5. März 1919
Der Sternhimmel im März.
Die prächtigen Wintersternbilder gehen immer früher unter. Bei Eintritt der Dunkelheit steht hoch im Westen das durch die Sternhaufen der Plejaden und der Hyaden erkennbare Sternbild des Stiers, an das sich südlich der Orion mit dem bekannten Jakobsstab anschließt. Südwestlich von diesem funkelt die Riesensonne Sirius. Hoch zu unseren Häuptern steht der Planet Jupiter, der mit den Zwillingssternen Kastor und Pollux ein spitzwinkliges Dreieck bildet. Einen besonderen Genuß bereiten dem Freund des Himmels die mit einfachen Hilfsmittel (guter Operngucker, kleines Fernrohr) zu verfolgenden, fast täglich stattfinden Verfinsterungen der vier Hauptmonde Jupiters. […]

7. März 1919
Achtung auf die Kinder.
Der 3jähriger „Poldl“ – weder Schreibnamen noch Wohnung wußte er anzugeben – geriet gestern nachmittags an der Ecke Museum-Sillgasse unter ein Pferdefuhrwerk. Staubbedeckt ist der muntere Junge der unheildrohenden Lage entronnen, nur das rechte Fußerl tat ihm „a bißl“ weh. Eine gute Frau hat sich des Kleinen angenommen.

Blick in die Universitätsstraße in Richtung Hofburg, rechts befindet sich die Klosterkaserne mit einigen Soldaten und Passanten auf dem Gehsteig.
Blick in die Universitätsstraße in Richtung Hofburg, rechts befindet sich die Klosterkaserne mit einigen Soldaten und Passanten auf dem Gehsteig.

8. März 1919
Wichtig für Pferdebesitzer. Die Interessenten werden auf die im Anzeigeteile enthaltene Kundmachung des Stadtmagistrates betreffend die Vorführung der Pferde am Montag, den 10. d. Mts. In der Klosterkaserne aufmerksam gemacht.

12. März 1919
Zu den Frühlingsboten gehören nicht nur die ersten Kinder Floras, sondern auch die bekannten, kleinen, munteren, aber wegen ihrer Gefräßigkeit schädlichen und deshalb nicht sonderlich beliebten Maikäfer. Ein ausgewachsenes Exemplar dieses Schädlings, der heuer wieder auftreten wird, ist in unserer Schriftleitung in der nicht mehr ganz ungewöhnlichen Weise mit der Bedeutung dieses Ereignisses entsprechenden Würdigung abgegeben worden.

14. März 1919
Gemälde-Ausstellung im Ferdinandeum. Die von dem Herrn Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Franz Gruener kürzlich dem Ferdinandeum zum Geschenke gemachten wertvollen Gemälde tirolischer Meister werden vom 15. bis 31. März zur allgemeinen Besichtigung im Rundsaale des Ferdinandeums ausgestellt.

15. März 1919
Schönes Fräulein, darf ichs wagen …? Nach der Theatervorstellung ließ sich dieser Tage ein „Flitscherl“ von einem fremden Offizier nach Hause geleiten. Plötzlich trat ein Herr auf das zarte Geschöpf zu, erbat sich einen Moment die Erlaubnis mit ihr zu reden und versetze dem Mädel eine schallende Ohrfeige. Die ausübende Justiz war in diesem Falle der Bruder der Liebesbedürftigen. Ihr Begleiter aus dem sonnigen Süden zeigte für die Situation volles Verständnis und verhielt sich teilnahmslos; er wußte ja, daß es einer Italienerin noch viel schlimmer erginge, wenn sie ihre Mädchenehre schänden würde.

Wer könnte diese kleine Fellnase nicht auslösen?
Wer könnte diese kleine Fellnase nicht auslösen?

17. März 1919
Kurzer Prozeß mit abgefangenen Hunden. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige im Zuge befindliche Streifung nach unversteuerten Hunden werden die Hundebesitzer aufmerksam gemacht, daß abgefangene Hunde derzeit wegen Futtermangels in der Wasenmeisterei nur 24 Stunden verwahrt werden und wenn sie innerhalb dieser Zeit nicht ausgelöst werden, der Vertilgung anheimfallen.

21. März 1919
Eine falsche 100 Kronen-Note wurde in Innsbruck von einem Zahntechniker eingenommen. Man darf indes seine allzugroßen Sorgen haben, daß sich ein solcher Fall häufig ereignete, denn das Falsifikat ist als ein solches sehr leicht erkennbar. Auf der einen Seite war der Name eines Innsbrucker Geschäftsinhabers mit Tinte aufgezeichnet, gleichsam als wäre dieser einst im Besitze der Note gewesen, dies war aber wohl nur eine Finte des Fälschers, um den Verdacht gegen eine bestimmte Person zu lenken.

26. März 1919
Die Vorteile des Telephons zeigten sich wieder bei dem Versuche eines unbekannten Mannes, einem Ingenieur im Saggen einen Ueberzieher herauszuschwindeln. Der etwa 35 Jahre alte Mann (er hatte gesundes Aussehen, war ziemlich groß und sprach reines Hochdeutsch) kam in die Wohnung des Ingenieurs, in der, wie er wissen mußte, nur die Frau und das Dienstmädchen anwesend waren und verlangte den Ueberzieher des Herrn, den er angeblich in dessen Auftrag holen sollte. Dieser wurde dem Spitzbuben aber nicht augenblicklich ausgefolgt, sondern die Frau fragte in der Kanzlei ihres Mannes durch das Haustelephon an. Da stellte sich dann der Schwindel heraus, der Betrüger suchte aber augenblicklich das Weite.

28. März 1919
Falsches Geld. Vor einiger Zeit erhielt ein Innsbrucker Herr eine größere Summe italienischen Geldes in Noten ausbezahlt. Wie sich nachher herausstellte, war davon ein hundert Lireschein falsch. Das Falsifikat war so gut, daß es nur nach genauer Prüfung als solches erkannt werden konnte.